"VRR reduziert Ticketangebot" heißt eine Kurzmeldung der Rheinischen Post vom 23.8.24. Im Bus gibt es nur noch Einzeltickets und Fahrradkarten. Alle anderen Tickets, die im Prinzip ab jeder Einstiegstelle gültig sind, werden dem Fahrgast nicht mehr ausgegeben. Grund ist, die Busfahrer sollen weniger Zeit für den Verkauf der Karten einsetzen. Doch diesem Ziel widerspricht, dass man keine Vierer- oder Zehnerkarten beim Fahrer kaufen kann. Und wenn eine 5er Gruppe in den Bus steigt, die ein Tages- oder NRW-Ticket kaufen wollen, müsste der Busfahrer jetzt statt einmal 5 mal ein Ticket ausstellen und 5 mal kassieren. Spart das wirklich Zeit?
Was Zeit sparen wird ist, dass jetzt weniger mit dem Bus fahren werden. Denn wenn ich erst mal eine Karte zum Bahnhof oder Kiosk kaufen muss, um dort das gewünschte Ticket lösen zu können fallen schon mal 3,3 bis 16,5 Euro für die Einzelticktes an. Der Preis für ein Tagesticket Zone A steigt so zwischen 31% für eine Person und 66% für 5 Personen. Ein Tagesticket für eine Stadt für 5 Personen kostet im VRR schon 25,1 Euro. Jetzt kämen für viele noch mal 16,5 Euro hinzu was den stattlichen Preis von 41,6 Euro bedeuten würde. Andere fahren einen Monat durch ganz Deutschland für 49 Euro? Wo ist da noch die Verhältnismäßigkeit?
Oder geht es gar nicht um die Fahrzeit. Ist dass alles ein Zahnrad in der Bestrebung das Bargeld aus der Gesellschaft auszuschleichen und die Menschen in digitale Zahlungswege zu drängen? Aber viele haben zu diesen digitalen Welten keinen Zugang und das sind oft die Leute, die am wenigsten Geld haben. Die werden sich dann öfter überlegen müssen, ob die sich das Fahren noch leisten können. Und andere die ein Auto haben, werden statt mit dem Bus die Fahrt per PKW beginnen, wenn man durch diese Fahrt bis zu 16,5 Euro einspart. Das Ziel Verkehr von dem PKW in den ÖPNV zu verlagern wird so mit Füßen getreten.
Den einfachsten Weg geht das Großherzogtum Luxemburg. Dort ist der ÖPNV fahrpreisfrei. Das wäre auch in Deutschland möglich, der Soli brachte mit gut 18 Mrd. Euro mehr ein als die Fahrkarten. Ein fahrpreisfreier ÖPNV hätte so viele positive Wirkungen, dass es keinen gäbe der davon nicht profitiert.
Ganz nebenbei, die DB hat den Verkauf der Sparpreise am Automaten eingestellt und mich und die Leute denen ich dort Fahrkarten kaufte damit als Kunden verloren. Ich war jetzt mit dem D-Ticket im Urlaub. Auch hier dürfte der Hauptzweck sein, die Fernfahrkarten die die meisten nutzen wollen nur noch digital anzubieten, um die Nutzung der Automaten zu reduzieren, damit man die irgendwann ganz abschaffen kann. Das dumme ist, gerät eine so digitalisierte Welt in die Hände eines Überwachungsstaates, dann kann der bestimmen was wir noch kaufen oder reisen dürfen. Ein Coronamaßnahmenkritiker bekäme dann keine Fahrkarte mehr nach Berlin, wenn da eine Demo ist, selbst wenn es vielleicht nur um einen Verwandtenbesuch ginge.
Auch anderswo wird gegen das Bargeld agiert. REWE will mir eine Kreditkarte andrehen, mit der bekäme ich pro Einkauf doppelt so viele Punkte. Aber mir ist es die Freiheit wert, auf diese Punkte zu verzichten. Ich bleibe beim Bargeld, solange es geht.
Noch ein Tipp an alle Verkehrsunternehmen. Angesichts des Deutschlandtickets wäre es angebraucht, alle Tagesticktes von DB und Verkehrsverbünden immer als 24 Stunden-Ticktes zu verkaufen. Denn wenn ich jemand mitnehmen will, der kein D-Ticket hat, kann ich oft erst ab 9 Uhr starten. Und wenn ich durch die Nacht ein fernes Ziel ansteuere, endet die Gültigkeit des "Quer durchs Land Ticket" um 3 Uhr und dann kann man an Werktagen erst ab 9 Uhr ein neues kaufen. Das macht oft gemeinsame Fahrten unmöglich.
Abs.
Felix Staratschek
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