Corona bringt Geschäftsreisen zum Erliegen
Tourismus/Ausschuss-Mitteilungen des Bundestages
Berlin: (hib/WID) Der dramatische Rückgang der Geschäftsreisetätigkeit durch die Coronakrise hat den Touristikstandort Deutschland im internationalen Vergleich weit überdurchschnittlich hart getroffen. Dies liege daran, dass die heimische Reisebranche stärker als in den klassischen Urlaubsländern auf Kunden angewiesen sei, die aus beruflichen Gründen unterwegs sind, hieß es am Mittwoch in einer Expertenanhörung des Tourismusausschusses. Die Teilnehmer warnten, dass zahlreiche Betriebe und hunderttausende Beschäftigte in ihrer Existenz bedroht seien. Auch die Politik sei in der Verantwortung, den Mut zur Geschäftsreise wiederzubeleben. Nicht zuletzt die unterschiedlichen Corona-Regelungen der Bundesländer hätten verheerende Auswirkungen.
Der Präsident des Verbandes Deutsches Reisemanagement (VDR), Christoph Carnier, zitierte aus der jährlichen Bestandsaufnahme seiner Organisation, der zufolge im vorigen Jahr in Deutschland 190 Millionen Geschäftsreisen stattgefunden haben. Allein deutsche Unternehmen und öffentliche Institutionen hätten dafür insgeamt 55,3 Milliarden Euro ausgegeben. Jetzt sei die Nachfrage "erlahmt". Neuerdings würden nach seinem Eindruck Geschäftsreisen "wieder zunehmend gestrichen", sagte Carnier. Sie seien unentbehrlich für den wirtschaftlichen Erfolg einer Exportnation wie Deutschland. Das im Geschäftsleben erforderliche Vertrauen entstehe nicht im digitalen Raum.
Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), Petra Hedorfer, betonte, dass der beruflich veranlasste Reiseverkehr in Deutschland im vorigen Jahr zu 23 Prozent aus dem Ausland gekommen sei. Dabei hätten 16 Millionen Besucher einen Umsatz von 18 Milliarden Euro generiert. Reisende aus europäischen Nachbarländern, insgesamt 83 Prozent, hätten 10,5 Milliarden ausgegeben, die übrigen die vergleichsweise überproportionale Summe von 7,5 Milliarden. Hedorfer nannte Corona für zahlreiche Betriebe "finanziell und strukturell existenzgefährdend". Es gebe zudem hunderte Städte, deren Tourismussektor zu mehr als 50 Prozent auf Geschäftsreisende angewiesen sei. Eine baldige Erholung sei nicht in Sicht. Prognosen zufolge werde der deutsche Urlaubsreisesektor 2023 wieder um sechs Prozent wachsen, während im Geschäftsreisesegment dann immer noch ein Viertel weniger an Umsatz erzielt werde.
Der Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA), Markus Luthe, zitierte Zahlen des Statistischen Bundesamtes, denen zufolge die Branche allein in den ersten sieben Monaten des Jahres ein Umsatzminus von 45 Prozent und einen Übernachtungsrückgang von 42,2 Prozent zu verkraften hatte. Im August habe die durchschnittliche Zimmerauslastung der deutschen Hotellerie 38,9 Prozent betragen. Die Rentabilitätszone beginne erst bei 60 Prozent. Dennoch seien die Zimmerpreise nur um fünf Prozent gefallen, weil in dieser Krise auch mit Rabatten die Nachfrage nicht zu stimulieren sei. Von den überwiegend auf beruflich Reisende angewiesenen Betrieben rechneten 14,3 Prozent mit der Geschäftsaufgabe noch in diesem Herbst. Eine "dramatische Insolvenzwelle" stehe bevor.
Nach den Worten des Direktors des German Convention Bureau (GCB), Matthias Schultze, fanden im vorigen Jahr in Deutschland 423 Millionen Messen und Veranstaltungen statt. In diesem Jahr würden es voraussichtlich nicht mehr als 90 bis 100 sein, die allermeisten aus den ersten drei Monaten: "Uns fehlen 75 Prozent Nachfrage am Standort Deutschland."
Tourismus/Ausschuss-Mitteilungen des Bundestages
Berlin: (hib/WID) Der dramatische Rückgang der Geschäftsreisetätigkeit durch die Coronakrise hat den Touristikstandort Deutschland im internationalen Vergleich weit überdurchschnittlich hart getroffen. Dies liege daran, dass die heimische Reisebranche stärker als in den klassischen Urlaubsländern auf Kunden angewiesen sei, die aus beruflichen Gründen unterwegs sind, hieß es am Mittwoch in einer Expertenanhörung des Tourismusausschusses. Die Teilnehmer warnten, dass zahlreiche Betriebe und hunderttausende Beschäftigte in ihrer Existenz bedroht seien. Auch die Politik sei in der Verantwortung, den Mut zur Geschäftsreise wiederzubeleben. Nicht zuletzt die unterschiedlichen Corona-Regelungen der Bundesländer hätten verheerende Auswirkungen.
Der Deutsche Bundestag im Reichtstag in Berlin wird mit den folgen der Corona-Politik konfrontiert. Im Bild die "Wir haben es satt"-Demo für eine Agrarwende. |
Der Präsident des Verbandes Deutsches Reisemanagement (VDR), Christoph Carnier, zitierte aus der jährlichen Bestandsaufnahme seiner Organisation, der zufolge im vorigen Jahr in Deutschland 190 Millionen Geschäftsreisen stattgefunden haben. Allein deutsche Unternehmen und öffentliche Institutionen hätten dafür insgeamt 55,3 Milliarden Euro ausgegeben. Jetzt sei die Nachfrage "erlahmt". Neuerdings würden nach seinem Eindruck Geschäftsreisen "wieder zunehmend gestrichen", sagte Carnier. Sie seien unentbehrlich für den wirtschaftlichen Erfolg einer Exportnation wie Deutschland. Das im Geschäftsleben erforderliche Vertrauen entstehe nicht im digitalen Raum.
Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), Petra Hedorfer, betonte, dass der beruflich veranlasste Reiseverkehr in Deutschland im vorigen Jahr zu 23 Prozent aus dem Ausland gekommen sei. Dabei hätten 16 Millionen Besucher einen Umsatz von 18 Milliarden Euro generiert. Reisende aus europäischen Nachbarländern, insgesamt 83 Prozent, hätten 10,5 Milliarden ausgegeben, die übrigen die vergleichsweise überproportionale Summe von 7,5 Milliarden. Hedorfer nannte Corona für zahlreiche Betriebe "finanziell und strukturell existenzgefährdend". Es gebe zudem hunderte Städte, deren Tourismussektor zu mehr als 50 Prozent auf Geschäftsreisende angewiesen sei. Eine baldige Erholung sei nicht in Sicht. Prognosen zufolge werde der deutsche Urlaubsreisesektor 2023 wieder um sechs Prozent wachsen, während im Geschäftsreisesegment dann immer noch ein Viertel weniger an Umsatz erzielt werde.
Der Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA), Markus Luthe, zitierte Zahlen des Statistischen Bundesamtes, denen zufolge die Branche allein in den ersten sieben Monaten des Jahres ein Umsatzminus von 45 Prozent und einen Übernachtungsrückgang von 42,2 Prozent zu verkraften hatte. Im August habe die durchschnittliche Zimmerauslastung der deutschen Hotellerie 38,9 Prozent betragen. Die Rentabilitätszone beginne erst bei 60 Prozent. Dennoch seien die Zimmerpreise nur um fünf Prozent gefallen, weil in dieser Krise auch mit Rabatten die Nachfrage nicht zu stimulieren sei. Von den überwiegend auf beruflich Reisende angewiesenen Betrieben rechneten 14,3 Prozent mit der Geschäftsaufgabe noch in diesem Herbst. Eine "dramatische Insolvenzwelle" stehe bevor.
Nach den Worten des Direktors des German Convention Bureau (GCB), Matthias Schultze, fanden im vorigen Jahr in Deutschland 423 Millionen Messen und Veranstaltungen statt. In diesem Jahr würden es voraussichtlich nicht mehr als 90 bis 100 sein, die allermeisten aus den ersten drei Monaten: "Uns fehlen 75 Prozent Nachfrage am Standort Deutschland."